Die Parabel vom Reiseleiter und seinem Brexit

Es war einmal ein Reiseleiter, der seine Gruppe nach einem vorher gebuchten Plan herumführte. Wegen möglicher Konkurrenten fragte er aus taktischen Gründen im Restaurant, ob die Reisenden statt Schokoeis lieber Vanilleeis wünschten. Die meisten gaben gar keine Meinung ab, einige blieben beim Schokoeis, ein paar mehr wünschten Vanilleeis.

Doch niemand hatte bedacht: Was würde denn Vanilleeis kosten? Was für ein Vanilleeis würde das sein? Gab es überhaupt so ein Vanilleeis ? Und wenn ja, in welcher Form? Und wann? Und woher?

Der Reiseleiter trat zurück, er wollte ja nie Vanilleeis haben. Seine Nachfolgerin fühlte sich geschmeichelt und deklarierte die Umfrage als Auftrag des Volkes, Vanilleeis liefern zu müssen. Und so forderte sie Vanilleeis.

Aber im Restaurant gab es gar kein Vanilleeis. Es gab, wie ausgemacht, Schokoeis. Und so schnell konnte kein anderes Eis organisiert werden, eines, das auch noch Vanillegeschmack haben sollte! Weit und breit gab es kein Vanilleeis, das allen passte und das weder das Restaurant noch die Reiseplanung noch die Lieferanten gefährden würde! Ein solches Vanilleeis müsste erst gebacken werden, und der Preis wäre horrend hoch!

Die Reiseleiterin konnte nicht mehr zurückrudern, und sie beharrte dann eben auf irgendeinem Vanilleeis , Hauptsache Vanilleeis. Das wiederum passte auch einigen Vanilleeis-anhängern nicht. Volle drei Jahre nach der Umfrage sass die Gruppe immer noch im Restaurant und schimpfte und wetterte. Da musste die Reiseleiterin endlich einem „starken Mann“ Platz machen.

Der versprach hoch und heilig, es werde zum 31 Oktober Vanilleeis geben, egal was es koste, egal was für eine Sorte, egal auf welche Weise. Egal von wem, egal mit wem. Einfach nur dass. Und dass er das schon besorgen könne und auch werde. Obwohl er nicht wusste, wie. Keiner wusste das. Obwohl es gar kein realistisches Vanilleeis gab. Da verlor der Reiseleiter die Kontrolle, drohte, das Restaurant zu schliessen, die Lieferanten zu erpressen, die anderen Gäste mundtot zu machen, und besonders die von der Schokoeis-fraktion platt zu machen, einfach weil …. naja, einfach weil halt.

Und wenn sie nicht gestorben sind, so ist zumindest das Restaurant Pleite gegangen, der Reiseveranstalter ruiniert, die Reiseroute verpönt, die Gäste verfeindet und das ursprünglich vorgesehene Schokoeis ist auch futsch. Und das, während in anderen Reiseländern die Leute vor Hunger nicht einmal wussten, was Schokoladeneis überhaupt ist.

3 Kommentare

  1. Paul Pfunzbichler
    4. September 2019 @ 9:34

    Hurra, es schreibt wieder… Nur ich hab das nicht so ganz kapiert… und außerdem, was ist mit Erdbeereis ? Das ist ja überhaupt vieeeel leckerer. Wir wollen Erdbeereis ! Erdbeereis ! Jetzt auf der Stelle ! Her damit !

  2. Karl der Grosse
    8. September 2019 @ 11:09

    Ja! Wenn ihr mich wählen tut, dann wird es Erdbeereis geben soviel wie wo ihr wollt!
    Bis auch die letzte Eisdiele auf Erden gemerkt hat, dass es nur unser Eis gibt, dass nur das eine, deutsche Erdbeereis, das richtige, einzige, wahre Erdbeereis ist! Und mit viel Glück sind dann sogar ein paar blonde Haare drauf!

  3. Fürst Pückler
    8. September 2019 @ 12:51

    Ne, kommt alle zu mir , ich vereine alle drei Eissorten zusammen und wenns sein muss noch viele weitere mehr !

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